Hallo,
ich habe diese Diskussion wirklich mit Schrecken verfolgt und vielleicht meint Ihr, ich kann nicht wirklich mitreden, weil meine Tochter erst 8 ist, aber sie hat sich sehr gut gemacht und bekomme von Erziehern und Lehrern auch aus unserem Bekanntenkreis immer wieder sehr positive Reaktionen darauf, wie es bei uns so laeuft.
Meinen Erziehungsstil wuerde ich am ehesten mit “Regeln” und “Leben und leben lassen” beschreiben. Ich meine damit, dass die Regeln dazu bestehen, das Kind 1. anzuleiten (Ernaehrung, Schule, Freizeit) und 2. ein glueckliches Familienleben zu gewaehrleisten, weil jeder bei uns seinen Raum bekommt. Das Kind steht also nicht ununterbrochen im Mittelpunkt, es hat seine Zeit, so wie wir Eltern auch unsere Zeit haben, jeder fuer sich oder als Paar, denn das groesste Geschenk, das man einem Kind machen kann, ist eine intakte Familie = eine intakte Partnerschaft.
Natuerlich gibt es um uns herum haufenweise ueberforderte Eltern, die mit ihren kleinen Kindern nicht klar kommen, die dann von einem besonders ausgepraegten Willen ihrer Kinder sprechen, deren Kinder die Luft anhalten bis sie ohnmaechtig werden, wenn sie ihren Willen nicht kriegen. Kinder, die nicht schlafen, nicht essen, nicht teilen usw. Diese Eltern sagen dann immer, ich haette einfach nur Glueck gehabt, dass meine Tochter so ein freundliches, froehliches Kind sei.
Ich sehe das nicht so. Ich wuerde mit deren Kindern auch klarkommen, denn ich bin bedingungslos konsequent, verspreche nie, was ich nicht halten kann und ich erklaere meiner kleinen Tochter meine Entscheidungen, damit sie deren Sinn erkennen kann und sie nicht als Willkuer also Machtausuebung empfindet. Mit zunehmendem Alter lasse ich sie mehr und mehr entscheiden und wenn sie dabei ist, sich falsch zu entscheiden, dann rate ich ihr, lasse sie aber trotzdem machen aber dann auch mit der Konsequenz leben. Sie vertraut dadurch meinem Urteil und will statt mehr Freiraum, mehr Rat.
Ich erzaehle das nicht um mich selbst zu beweihraeuchern, sondern weil ich glaube, dass Erziehnug von grossen und kleinen Kindern gar nicht mal so verschieden ist.
Kinder brauchen Anleitung, sie brauchen Grenzen um sich stabil, willkommen und ernst genommen zu fuehlen - und letztenendes um ihren Weg in das Leben zu finden.
Nach dem zu urteilen, wie Du dich jetzt Deinem Sohn gegenueber verhaelst, gehe ich davon aus, konsequent Grenzen zu setzen gehoerte noch nie zu Deinen wirklichen Staerken.
Deine Reaktion auf Deinen Sohn beschraenkt sich auf Schwaeche, betteln und Hilflosigkeit. Das er Dich nicht Ernst nimmt, ist leider zwangslaeufig. Ebenso zwangslaeufig ist es, dass er Deinem Rat und Deinem Urteil nicht vertraut, weil dazu Staerke bzw. Urteilsvermoegen gehoert, die Du nicht zeigst.
Ich erinnere mich noch gut an meine eigene Kindheit, ich hatte auch sehr frueh, mit 15 einen Freund und ich habe mit 15 1/2 bei ihm uebernachtet (im Gaestezimmer), damit ich nicht hin und her fahren musste, weil er 2 Stunden entfernt wohnte. Aber unsere Eltern haben sich miteinander bekannt gemacht, sie standen in Kontakt !
Unsere Eltern haben uns vertraut und wir haben ihr Vertrauen nicht missbraucht. Es ist in der Welt, mit Kinder, kleinen und grossen, und unter Erwachsenen auch ein Geben und Nehmen.
Aber Du laesst einfach geschehen. Deine Wut auf Deinen Sohn lenkst Du auf die Mutter der Freundin, statt Dich mit Deinem Sohn auseinander zu setzen. Diese andere Mutter verhaelt sich verantwortungs- und respektlos zu Deiner Familie, ganz klar, aber wer ist diese Frau nach allem, was geschehen ist fuer Dich ? Eine Fremde, voellig uninteressant in diesem Zusammenhang, auf sie kannst Du nicht bauen. Also solltest Du Dich anstatt Dich auf sie zu konzentrieren (auf ihre Entscheidungen, ziehen sie jetzt weg oder nicht, und wenn ja wie weit) auf Deinen Sohn konzentrieren.
Strenge, Haerte, alle Mittel, die der Gesetzgeber Dir zur Verfuegung stellt.
Du kannst doch nicht tatenlos zusehen, wie Dein Sohn sein Leben verpfuscht !
Geh zu einem Anwalt, lass Dich beraten, welche schnell wirkenden Moeglichkeiten Du hast.
Ich wuerde zB. ueberlegen, die Mutter der Freundin zu verklagen, wegen Entzugs und Missachtung des Sorgerechtes bzw. des Aufenthaltsbestimmungsrechtes, das geht auch kurzfristig, mittels einstweiliger Verfuegung auf Unterlassung.
Weiterhin wuerde ich mich erkundigen, welcheZwangsmittel ich meinem Sohn gegenueber haette, Einweisung in eine Klinik, ein Jugendhaus .
Die Zeit der Erziehnugsberatung ist wohl vorbei. Das hast Du versaeumt.
Dein Junge ist aus dem Ruder gelaufen, weil Du nicht rechtzeitig reagiert hast, weil Du wahrscheinlich zu sehr mit Dir, Deiner Hilflosigkeit beschaeftigt warst, sowas kommt ja nicht von heute auf morgen.
Jetzt geht es um Schadensbegrenzung. Dein Junge muss die Schule fertig machen, sich auf das Leben vorbereiten. Das funktioniert nicht ausserhalb der Familie umgeben von zwielichtigen Gestalten. Du willst Dir doch sicher nicht eines Tages vorwerfen lassen, dass er auf die schiefe Bahn geworfen wurde, weil Du keine Kraft hattest, taetig zu werden.
Absolute Haerte. Wenn er nicht mehr bei der anderen Familie sein darf (das kann per Urteil durch Zwangsmassnahmen durchgesetzt werden), wo soll er dann hin ? Du musst strategisch denken, dann hat er 2 Moeglichkeiten, sich anpassen oder auf die Strasse. Die Strasse ist ein sehr grosser Schritt fuer einen behueteten Jungen, das wird er sich 2 mal ueberlegen.
0 Toleranz. Keine finanziellen Mittel. Kein Heulen, kein Jammern, kein Betteln keine Beruhigungstabletten, nur Konsequenz und Staerke, strategischen Raum gewinnen.
Das ist eine Schlacht und da muss man sich ueberlegen, wo man hin will und wie man das erreichen kann. Die Entscheidung dem 15jaehrigen zu ueberlassen ist keine Loesung.
Und ich koennte mir sogar vorstellen, dass Deine neue, so ungewohnte Haerte dazu fuehrt, dass er sich angenommen fuehlt, geliebter, beachteter als vorher.
Bei grossen oder kleinen Kindern, es ist eine Frage der Aufmerksamkeit. Die brauchen sie, die holen sie sich, im guten, und wenn das nicht funktioniert zur Not auch als negative Aufmerksamkeit.
Ausserdem vermisse ich Deinen Mann in der Angelegenheit. Wie steht es um Eure Beziehung ? Luegt Dein Sohn, weil er Luege vorgelebt bekam ? Vielleicht faengst Du da mal an. Vereinte Eltern sind staerkere Gegner. Kuemmert Euch um Eure Beziehung, gebt der Rebellion des Sohnes nicht derartigen Raum, dass es daneben nichts anderes mehr geben kann. Lebt Eurer Leben, stellt Euch nicht auf die Warteschleife, bis der Sohn sich hoffentlich wieder einkriegt ! Das Leben ist kurz, vielleicht ist es dann zu spaet, schon vorbei ? Vielleicht sucht der Sohn nichts anderes als ein Familienleben im elementaren Sinne. Was sucht und bekommt er denn bei der anderen Familie, welches Beduerfnis wird da gefuettert?
Einfach nur Normalitaet vielleicht , Broetchen am familiaeren Fruehstueckstisch und Lachen ??
Was ist das ? Und wie ist es bei Euch ? Bislang hat der Sohn funktioniert, aber vielleicht hat er es jetzt einfach satt, den desinteressierten Vater und eine depressive Mutter ? Reisst Euch zusammen und gebt dem Jungen eine Chance.
Und ich muss auch ganz ehrlich sagen, ich faende als Mutter einer Tochter das Verhalten Eueres Sohnes befremdlich. Ein 15jaehriger ist zwar schon dabei, sich abzunabeln, aber er ist noch nicht abgenabelt. Da haengt er sich so sehr an das Maedchen, an die Familie, das waere mir glatt unheimlich.
Also hol Deinen Sohn zur Not per Gerichtsbeschluss heim und stelle klare Regeln auf. Arbeite an Dir, entdecke Deine Staerke, hol Dir Deinen Mann ins Boot - und ich sage Dir, das kriegst Du wieder hin !
Das ist nichts anderes als in der Beziehung unter Erwachsenen auch. Wenn ein Partner eine Beziehung beenden will, dann erreicht man sein Bleiben nicht durch heulen und betteln, sondern nur dadurch, dass man ihm verdeutlicht, was er verliert, wenn er geht. Kosten-Nutzen-Rechnung, sehr einfach.
Und wenn ich jetzt wieder diese Reaktion bekomme, dass ich nur Glueck gehabt habe, wenn mir das nicht passiert eines Tages, wenn meine Tochter in die Pubertaet kommt, dann sage ich Euch, dann muesst Ihr die Misere leben.
Wer seine Aufgabe im Leben nicht loesen kann, bekommt immer wieder dieselbe Aufgabe gestellt, solange, bis er es endlich tut. Und mein Credo ist, wenn eine Strategie nicht funktioniert, dann ueberdenke ich sie. Und Mitleid ist an dieser Stelle deplatziert, man wird wohl noch von einer Mutter und einem Vater erwarten duerfen, dass sie ihre eigenen Befindlichkeiten hinten anstellen, sich aus ihrer Lethargie befreien und los ziehen, ihr Kind zu retten ! Sonst bleibt am Ende nichts, als das totale Versagen ! Und das muss in der Konsequenz dann auch gelebt werden. Das muss man erstmal aushalten.
In diesem Sinne alles Gute !