Liebe viti- es sind ja unsere heißgeliebten Kinder, die uns so an unsere Grenzen bringen. Mir ging es ja ganz genauso wie Dir. Als ich festgestellt habe, dass mein kleines Mädchen eine so schwere psychische Störung entwickelt hat, wollte ich mit aller Macht gegensteuern. Füttern, füttern, füttern...wie bei einem Kleinkind. Ich habe nichts von Ihren Beweggründen verstanden, sondern nur blindlings gehandelt. Beratungsstelle hier, Hotline da, familientherapeutische Sitzung usw... Im Endeffekt habe ich mit meinem Verhalten dazu beigetragen, dass sie so tief in die Störung hineingerutscht ist. Dieser Stachel sitzt sehr tief und wird mich wahrscheinlich immer begleiten. Aber alle Schuldgefühle bringen nichts, sondern verstellen den Blick auf das Wesentliche. Auch Du trägst doch nicht die alleinige Verantwortung für die Familie, selbst wenn wir uns immer gerne so sehen, nicht wahr? Ihr seid vier Leute und Du musst Dir wahrscheinlich klarmachen, dass Du es jetzt gerade nicht bist, die helfen kann. Das auszuhalten ist schwer.. Für Deinen Sohn wäre es sicher eine unglaubliche Entlastung zu sehen, dass Du das Leben wieder auf etwas anderes lenken kannst. Den Blick von ihm wegnehmen kannst. Er steht ja quasi mit dem Rücken zur Wand und er wird wohl kaum einen klaren Gedanken fassen können- natürlich wissen wir Eltern immer wie es zu gehen hat und wo Gefahren lauern- aber so hart das ist, dass müssen die Jugendlichen selbst erfahren. Wenn er nur mit Dir und Deiner Reaktion befasst ist, wird er nie dazu kommen auf sich zu schauen. Vielleicht wäre die Beziehung zu dem Mädel schon vorbei- wer weiß? Vielleicht müssen wir uns ab und zu daran erinnern, dass massiver Druck immer das Gegenteil von dem erzeugt, was man möchte...Weisst Du, 13 Jahre lang hast Deinen Sohn gut begleitet und im hLiebe gegeben- das wird er irgendwo wissen und auch eines Tages wieder abrufen können. Wir Eltern hier im Forum lieben unsere Kinder ja so sehr, dass wir uns hier Unterstützung holen. Aber Liebe macht auch blind. Liebe viti- eines Tages wird Dein Sohn erkennen, dass Deine sicher größeren Fehler aus Liebe passiert sind. Aber meiner Meinung nach müsstest Du jetzt die Wende einleiten. In wie weit hilft Dir die Therapie? Ich habe meine monatelang dazu gebraucht, um mit den Schuldgefühlen fertig zu werden. Aber es geht! Es geht immer weiter und es wird sich zum Guten wenden!! Ich habe mich in der schlimmsten Zeit auch einsam wie nie gefühlt- trotz Familie. Wie ist der Kontakt Deines älteren Sohnes zu dem jüngeren Bruder? Mein älterer Sohn ist auch sehr hart mit uns haltlosen Eltern in's Gericht gegegangen und hat seine Schwester sehr unterstützt. Na ja das Leben hält wirklich alles bereit, aber man kann daraus Erkenntnisse gewinnen. Es ist leicht Kinder zu lieben, die einem keine Sorgen machen- teilweise tun sich ja auch bei einem selber echte Abgründe auf. Also- wir müssen an uns arbeiten. ... Mach's gut